Helicobacter pylori: So gefährlich ist der Magenkeim (2024)

Stand: 10.07.2023 14:58 Uhr

Wenn Symptome wie Übelkeit, Völlegefühl oder Bauchschmerzen länger andauern als bei einem normalen Infekt, sollte man abklären, ob sich dahinter der Magenkeim Helicobacter pylori verbirgt.

Eine Infektion mit dem Keim Helicobacter pylori gilt als häufigste Ursache für eine chronisch entzündete Magenschleimhaut. Die Erreger können die Magenschleimhaut schädigen. Daraus können sich Magengeschwüre und Geschwüre im Zwölffingerdarm entwickeln (medizinischer Fachbegriff: gastroduodenale Ulkus Krankheit). Auch Magenkrebs zählt zu den möglichen Folgeerkrankungen einer Infektion mit Helicobacter pylori. Infizierte tragen ein etwa zwei- bis dreifach erhöhtes Risiko, an Magenkrebs zu erkranken.

Symptome einer Helicobacter-Infektion

Wenn sich Helicobacter-pylori-Bakterien in der Magenschleimhaut einnisten, kann das zu einer chronischen Entzündung mit verschiedenen Symptomen führen: Völlegefühl, Schmerzen im Oberbauch, Übelkeit, Aufstoßen, Appetitlosigkeit oder Mundgeruch. Das Problem: Solche Symptome treten auch bei vielen anderen Infektionskrankheiten auf. Besonders aufmerksam sollte man sein, wenn derartige Beschwerden länger andauern. Hausarzt und Betroffene sollten dann immer auch die Möglichkeit einer Helicobacter-pylori-Infektion in Betracht ziehen.

Nach aktuellem Forschungsstand tragen in Deutschland etwa 30 Prozent der Bevölkerung das Helicobacter-pylori-Bakterium in sich, wobei bei 80 Prozent der Infizierten keine Symptome auftreten.

Wie lassen sich Helicobacter-pylori-Bakterien nachweisen?

Es gibt verschiedene Untersuchungen, um Helicobacter pylori im Magen nachzuweisen: Möglich ist erstens eine Magenspiegelung mit Entnahme von Gewebeproben aus der Magenschleimhaut. Eine solche Gewebeanalyse bietet eine hohe diagnostische Sicherheit, ist aber aufwendig und auch mit gewissen Risiken verbunden: Bei etwa einem von 1.000 Untersuchten kann es bei einer Magenspiegelung zu Komplikationen kommen, wie etwa Herz-Kreislauf-Beschwerden oder Blutungen.

Eine zweite Diagnose-Möglichkeit bieten ein Atemtest und ein Stuhltest. Diese Untersuchungen sind für die Patienten unkompliziert und risikolos. Allerdings sind sie im Ergebnis ungenauer als eine Magenspiegelung: Unter Umständen kann eine Infektion mit Helicobacter pylori übersehen werden.

Bestimmte Personengruppen haben ein erhöhtes Risiko für eine Helicobacter-Infektion und deren Folgeerkrankungen. Sie sollten sich vorsorglich testen lassen, auch wenn keine Symptome vorhanden sind:

  • Menschen mit Fällen von Magenkrebs in der direkten Verwandtschaft
  • Menschen, die regelmäßig Blutverdünner, Magensäurehemmer oder NSAR-Schmerzmittel (ASS, Ibuprofen) einnehmen

VIDEO: Wie wird Helicobacter Pylori behandelt? (6 Min)

Selbsttest: eingeschränkt empfehlenswert

In Apotheken und Drogerien sind Bluttests und Stuhltests auf Helicobacter pylori für die Selbstanwendung zuhause erhältlich. Experten und Expertinnen raten von Bluttests ab. Mit ihnen lassen sich Antikörper auf Helicobacter-Bakterien im Blut nachweisen. Die Tests geben aber keinen Hinweis darauf, ob es sich um eine akute oder eine vor langer Zeit abgelaufene und bereits ausgeheilte Infektion handelt. Frei verkäufliche Stuhltests sind aussagekräftiger, die Ergebnisse sollten aber immer von einem Arzt bestätigt und das weitere therapeutische Vorgehen besprochen werden.

Helicobacter pylori: Welche Therapie ist nötig?

Bei Nachweis von Helicobacter-pylori-Bakterien sollte immer eine Therapie erfolgen. Ziel der Behandlung ist es, die Keime abzutöten und eine Entzündung der Magenschleimhaut abklingen zu lassen.

Die Leitlinien der Deutschen Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten empfehlen eine Vierfach-Behandlung bestehend aus zwei Antibiotika, dem chemischen Element Bismut und zusätzlich einem Säureblocker (medizinischer Fachbegriff: Protonenpumpenhemmer). Bei Kindern gelten teilweise andere Therapie-Empfehlungen.

Helicobacter-Therapie: Auf Ernährung achten

Antibiotika und Bismut bekämpfen die Helicobacter-Bakterien direkt. Der Säureblocker unterstützt die Therapie, indem er die Säurebildung im Magen unterdrückt, wodurch die Antibiotika besser wirken können. Aus diesem Grund sollte man während der Therapie auch nicht rauchen und auf Lebensmittel verzichten, die zu einer vermehrten Magensäurebildung führen. Dazu zählen Kaffee, säurehaltige Fruchtsäfte, scharfe Gewürze, Gebratenes, Geräuchertes und Frittiertes. Auch die akuten Beschwerden einer Gastritis (Magenschleimhautentzündung) lassen sich durch eine angepasste Ernährung lindern.

Helicobacter: Was folgt nach der Behandlung?

Die Behandlung dauert zwei Wochen. Einige Wochen nach Behandlungsende sollte eine Kontrolluntersuchung erfolgen, wobei hier in den meisten Fällen ein Atem- oder Stuhltest ausreicht. Bei mehr als 80 Prozent der Behandelten lässt sich nach der Therapie kein Helicobacter pylori mehr nachweisen. Wenn die Therapie nicht angeschlagen hat, liegt das meist an einer Antibiotikaresistenz der Helicobacter-pylori-Bakterien. Sinnvoll ist in diesem Fall eine Laboruntersuchung der Bakterien auf mögliche Resistenzen und im Anschluss eine erneute Behandlung mit möglichen alternativen Antibiotika.

Nach einer überstandenen Infektion ist das Risiko einer Neuansteckung gering: Man geht von weniger als drei Prozent Wiederansteckungsrate aus.

Ist Helicobacter pylori ansteckend?

Helicobacter pylori kann von Mensch zu Mensch übertragen werden, insbesondere, wenn infizierte Personen sich nach dem Toilettengang nicht gründlich die Hände waschen.

Zudem ist eine Infektion über verschmutztes Wasser oder verunreinigte Lebensmittel möglich. Wissenschaftler gehen davon aus, dass in Deutschland wahrscheinlich die Mensch-zu-Mensch- Übertragung dominiert und häufig im Vorschulalter stattfindet. Wichtigster Risikofaktor ist die infizierte Mutter.

Dass im Magen überhaupt Bakterien überleben können, war wissenschaftlich bis in die späten 80er- Jahre unbekannt. Bis dahin ging man davon aus, dass das saure Magenmilieu ein Überleben von Bakterien grundsätzlich ausschließe. 1998 fanden Forscher heraus: Der Helicobacter pylori kann im Magen überleben, weil er ein Enzym produziert, das ihn vor der Magensäure schützt.

Expertinnen und Experten zum Thema

Prof. Dr. med. Martin Anlauf, Wetzlar

MVZ Wetzlar
Forsthausstraße 1
35578 Wetzlar
06441/76510
info-wetzlar@patho-uegp.de

Prof. Dr. med. Robert Ehehalt, Heidelberg

Praxis für Gastroenterologie
Bergheimer Str. 59-61
69115 Heidelberg
06221 253 46
info@hd-gastro.de

Dr. med. Kerstin Schütte, Marienhospital Osnabrück

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Niels-Stensen-Kliniken
Marienhospital Osnabrück
Bischofsstraße 1
49074 Osnabrück
0541 326-0
info-mho@nsk.de

Weitere Informationen

Leitlinie Helicobacter pylori und gastroduodenale Ulkuskrankheit der Deutschen Gesellschaft für Gastroenterologie

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